Mittwoch, 17. April 2013

„Einen Playboy, ein Motorsport, ein Hustler und so ein Brautmagazin bitte“

Männer haben es in der Zeit der Hochzeitsplanung nicht leicht. „Schatz, das ist nur Blumenkram und so. Das interessiert dich eh nicht." Mit solchen oder ähnlichen Sätzen werden Männer bei der Hochzeitsplanung ausgebootet. Oder der Mann wird miteinbezogen: „Schatz, möchtest du lieber die rosa oder doch  die pinken Servietten für die Tafel?“. Die Zahl der zuckerlrosa überladenen Hochzeiten ist Legion und somit ein Zeichen der Unterlegenheit der Männer in der Hochzeitsplanungswelt. Männer emanzipiert euch! Wie ihr das machen sollt, werdet ihr hier in diesem Blog sicher nicht erfahren. Einerseits weil jede Frau so wundervoll individuell ist und andererseits: viel zu gefährlich!

Tatsache ist aber, dass ein eklatantes Ungleichgewicht zwischen Frau und Mann in medialer Hochzeitsberichterstattung zu erkennen ist. 38 Seiten die schönsten Frisuren für die Braut, 16 Seiten die traumhaftesten Hochzeitsschuhe, Sonderbeilage: Hochzeitshoroskop für Mai-Sept. So wählen sie das richtige Kleid und Make-Up! Männer finden sich in Hochzeitsmagazinen zumeist nur als romantisches Neben-der-Braut-Steh-Utensil wieder, damit das Kleid besser zur Geltung kommt. Es gibt kein Cover in der Geschichte von Hochzeitsmagazinen auf dem die Braut nicht erwähnt wäre. Bräutigamlose Titelblätter sind noch immer Status Quo.

Ich wünsche mir ein Magazin nur für den Bräutigam. 32 Seiten mit den besten Anzügen für die Hochzeit. 12 Seiten bequeme Herrenschuhe: Außen Budapester - innen Nike. Die besten Locations für den Männerpolterabend, Abenteuerurlaub Hochzeitsreise "Was alles schief gehen kann und wie ich darauf reagiere", Tischdeko "Es muss nicht immer rosa sein", die besten Steakgerichte für die Hochzeitstafel - Themen gibt es genug, um bei den „Herren des Hauses“ mehr Interesse für das Liebesfest deines Lebens zu wecken. Bitte liebe Großverlage, ihr habt die Möglichkeit, weil kein Mann ernsthaft mit einem pinken Brautmagazin und unterm Arm ins Kaffeehaus gehen würde.

Donnerstag, 11. April 2013

Der Hochzeits-Super-GAU!

Hunderte Menschen jubeln einem zu, während man sich das Ja-Wort gibt. Was sonst den Adeligen dieser Welt vorbehalten ist, wurde für ein „normales“ Paar Wirklichkeit. Die Crux an der Geschichte: ein Einkaufszentrum, eine Blitzhochzeit und eine überrumpelte Braut...

Die Pro7-Sendung „Flash“ ist vermutlich einigen von euch bekannt. Detlef D! Soost und Charlotte Engelhardt moderieren diese Sendung, in der es darum geht, Menschen mittels Falshmob eine emotionale Nachricht zu überbringen. „Würde mir jemand so eine gigantische Überraschung machen, würde ich in Tränen zerfliessen“, meint D! Soost medienwirksam. Allein, wie toll ist es denn wirklich so überrascht zu werden? Natürlich gibt es eine Hochzeits-Episode des Formats, denn was ist schon emotionaler als eine Hochzeit? Dank Pro7 wird der schönste Tag im Leben für die Braut zu einem Debakel, wenn man sichs genau überlegt. Chronologisch läuft die Sendung wie folgt ab: ein Paar bummelt durch ein Einkaufscenter, plötzlich beginnen die Menschen rund um das Paar zu tanzen. Der Bräutigam in spe (später kurz "Er" genannt) verschwindet kurz, die Braut in spe (kurz "Sie") wird von ein paar Tänzerinnen an der Hand gepackt und eine Runde durchs Einkaufscenter gezerrt. Dann steht Er wieder vor Ihr und – macht ihr einen Heiratsantrag. Die Menge johlt. Sie -

kurzer Exkurs: selbst wenn es sich bei Ihr nicht um eine eitle Person handelt: wer möchte vor Kamera und hunderten Menschen einen Heiratsantrag bekommen, wenn er den „Schnell-Drübergeworfen-Haare-wasche-ich-morgen-kein-Make-up“-Look trägt? Ich vermute der Wert liegt im einstelligen Prozentbereich

- freut sich vielleicht, ist aber vor allem von der Menschenmenge offensichtlich verstört, ganz zu schweigen vom Einkaufscenter-Flair. Und es kommt noch besser: Er bittet Sie, ihn sofort zu heiraten. Sie sagt natürlich „Ja“ - hunderte Menschen um sie herum und sogar Freunde und Familie sind im besten Outfit anwesend – wer kann in so einer Situation auch „Nein“ sagen? In windeseile wird ihr ein Hochzeitskleid übergeworfen, sie wird vor den Standesbeamten gezerrt, Luftballone regnen vom Himmel, die Menge johlt. Das ganze Procedere dauert alles in allem 15 Minuten. Das war es dann, das besondere Erlebnisse, auf das sich andere Monate manchmal Jahre lang vorbereiten.

Sollte die Gute nicht explizit erwähnt haben, dass ihr an der Hochzeit selbst nichts liegt, sie aber gerne verheiratet wäre, handelt es sich dabei wohl um den absoluten Super-Gau in Sachen Hochzeit. Hier zum selbst Überzeugen:

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4

Und natürlich gibt es dazu ein amerikanisches Vorbild:



Vielen Dank an Julia T. für die Links!


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Ihr findet dieses Hochzeitskonzept genauso schrecklich wie wir? Dann lest doch mal hier weiter:

* Vergiss den Sommer-Termin!
* Hochzeit abroad!


Dienstag, 9. April 2013

Wir wollen ein Familienfest und keine Teenager-Party!

Harsche Kritik hagelte es für den letzten Blogeintrag „Vergiss den DJ“.

Leser Anonym meinte:


„Vergiss den Fotograf, hat ja jeder ein iPhone mit Kamera...

Der Vergleich stimmt, denn gleich wie der Fotograf das Auge fürs Bild hat, hat ein guter DJ das Auge zu was die Gäste als Nächstes abgehen und die Tanzfläche zum brennen bringt.

Und darum muss man einen "Freund" an der eigenen Hochzeit als Gratis-DJ engagieren der ins Mikrofon krächzt. Apropo Mikrofon, das steht dann bestimmt gratis da und funktioniert 100%. Ne, ganz vergessen, irgendwoher braucht es eine funktionstüchtige Anlage die dann der "Mikrofreund" bestimmt ohne Instruktion bedienen kann...

Wer das Risiko eingehen will viel Vergnügen, und wie gesagt, die Freunde können auch noch gleich den Fotografen ersetzen, Kamera hat ja schliesslich auch jeder.“

und weiters:

„Besser können sich Wiedersprüche echt nicht präsentieren:

"Wenn Onkel Kurt die Hochzeitsband aussucht, dann bist Du hier falsch" steht im Titel dieser Homepage.

Nun sollen aber die Gäste die Musik selber wählen und auf CD verbannen, also auch Onkel Kurt schmeisst seine Zillertaler drauf, anstatt die Brüder lebhaft zu präsentieren.

Wo ist da der Unterschied?“


Liebe Leser mit Hang zum Drüberlesen,

der Text sagt nicht, dass man auf einen DJ verzichten SOLL, sondern KANN. Allerdings, wenn ich mir einige dieser "einfühlsamen" DJs anhöre, dann MUSS sogar aus viel mehr Gründen, als nur auf Grund des Preises, auf den "DJ" verzichtet werden, so mies, immer gleich und unkreativ ist das Line- Up der Wochenend-Hobby-DJs mit übertriebener Gewinnorientierung (WHDJ), welche ihre Dienste als Hochzeits-DJs anbieten.

Der Vergleich mit Fotografen hinkt. Schöne Fotos zu machen ist ein kreativer Schaffensakt und wenn der DJ nicht Peter Kruder oder Gareth Emery ist, dann besteht die "Kunst" des Hochzeits-DJs in Mp3s auf einer Liste am Monitor anklicken. (Falls der WHDJ jetzt vor Kränkung aufjault: der Schreiber dieser Zeilen hat 19 Jahre internationale Szene-Kenntnis).

"OH", wird nun der Wochenend-Hobby-DJ rufen, "der hat ja keine Ahnung! Ich moderiere ja SO schön die Lieder an."

Ja leider:

"Bei der nächsten Nummer, wusste ich, dass ich bei dieser Sängerin keine Chance hab. Die hat eine doppelte Verneinung im Namen: NEE NAA – JAAA richtig erkannt: Nena mit 99 Luftballons. Das wünschen wir auch unserem Brautpaar heute Nacht!" Diese kreative Anmoderation hörten wir mindestens auf drei (von einander unabhängigen) Hochzeiten zum selben Lied von drei unterschiedlichen "DJs".

Mit Freunden und Familie hat man gemeinsame Erinnerungen, Rituale und Lieder. Im ersten Urlaub nach der Matura (Abitur) fuhren Thomas, Martin und Frank drei Wochen nach Mexiko. Thomas stellte für die Hochzeit eine Tracklist zusammen und erzählte zwischen den Liedern kurz wann und wo sie dieses Lied hörten. Darunter war nicht nur „ihr“ Mexico-Song“ sondern auch das Lied, zu dem der Bräutigam das erste mal in einer „Disco“ tanzte. Wenn der beste Freund die Nummer anmoderiert, kann da kein DJ der Welt (emotionell) mithalten.

"Als wir, Christiane (Braut) und ich durch Australien reisten, war das UNSER Lied", sagt Freundin Steffi als Anmod, was sicher persönlicher ist, als ein partygeschreifixierter Wochenend-DJ. Das Lied war zwar Pearl Jams Version von Last Kiss und für eine Hochzeit nicht unbedingt geeignet, aber die persönliche Komponente wiegt jede Textunzuläglichkeit auf.

Der Trend bei der modernen, urbanen Hochzeit geht weniger in Richtung Saufgelage mit Band, sondern näher zu einem Fest mit Freunden und Familie ohne Polonäse und eingespieltem Tusch bei der Präsentation der Spritzkerzentorte im Traumschiffstil.

Was Sie, lieber Anonym, vergessen, ist der familiäre Wert des Zusammenstellens der Musikstücke für die Hochzeit.

Man trägt etwas zur Feier bei, fühlt sich „verantwortlich“, man ist Teil der Feier und nicht nur Zuschauer. Wir wollen nicht einen ganzen und zumeist sehr motivierten Berufsstand in Frage stellen. Wir wollen die Hochzeit mehr als Fest mit Freunden und Familie zeigen, mit soviel persönlichem Anteil der Gäste wie möglich. Wir zeigen Alternativen zur klassischen Hochzeit mit Fremd-DJ, veralteten Ritualen und peinlichen Spielen. Wir wollen ein Familienfest und keine Teenager-Party!


PS: Hochzeits-DJs gibt es gute und weniger gute. Dieser zählt zu den ganz anderen.


Bild: Benjamin Thorn/pixelio.de